Montag, 24. März 2014

Ahipara - Muriwai, 23. & 24.3.3014

Zum Gefühl des Reisens gehört für mich, dass man nur so weit plant wie man Lust hat. Heute, vielleicht morgen, alles andere sieht man dann. Der Fokus ist in der Gegenwart, so wie ich das sonst von meinem Alltag gar nicht kenne.
Nur irgendwann vor der Abreise wechselt es. Es wird einem bewusst, wie viele Tage man noch hat und was man bis dahin noch macht. So geht es mir jetzt und so sind die wirklichen Ferien, in denen ich in einer anderen Welt bin, schon vorbei. Wir haben gezählt für wieviele Mahlzeiten wir noch einkaufen müssen und haben die Abgabeliste für den Camper studiert. Langsam geht unsere Reise zu Ende und so sehr ich mich auf meine Lieben zu Hause freue, dieses unbeschwerte Gefühl vermisse ich jetzt schon.

Der Campingplatz in Ahipara war kein Highlight. Durch viele hohe Bäume war es dunkel, der angepriesene Spielplatz bestand nur aus 4 Schaukeln und es war bis in die späte Nacht sehr laut, inklusive Hundegebell. Da haben wir wirklich schon schönere Plätze gefunden.

Bevor wir von Ahipara weitergefahren sind, haben wir vom Aussichtspunkt über dem Dorf noch Fotos vom Anfang des 90-Mile-Beach gemacht.

Ahipara und der Anfang des 90-Mile-Beach

Die Fahrt war richtig typisch für Neuseeland: in ganz vielen Kurven über Hügel, zwischen Feldern mit Kühen, Schafen und Pferden ohne jemand anderen auf der Strasse. Zwischendurch mussten wir anhalten, da uns eine Kuhherde entgegenkam. Alice kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die Herde wurde von zwei Frauen getrieben, die eine auf dem Quad mit einem Baby in der Kraxe :-)

Ist jetzt hier Rechts- oder Linksverkehr?

Die Fahrt ging mit einer Autofähre weiter und kurz danach haben wir in Opononi einen Stopp zum Mittagessen gemacht. Es gab kaum Dörfer auf der Strecke und wenn, dann bestanden sie aus einer Handvoll Häusern und Cafés oder Bäckereien haben wir gar keine gesehen. Das Erstbeste haben wir darum genommen und mal wieder Fish&Chips gegessen, etwas anderes gab es auf der Karte nicht. In den Fünfzigerjahren gab es hier in der Bucht einen sehr zutraulichen Delfin, 'Opo' genannt. Auf diesem Delfin basiert die Fernsehserie “Flipper”. Von Opononi sieht man riesige Sanddünen und in der ganzen Bucht sammelt sich der Sand in unzähligen Sandbänken, die schon sehr vielen Schiffen zum Verhängnis wurden.

Dünen bei Opononi
Danach haben wir die Kauri-Bäume besucht. Bevor die ersten Siedler kamen, war der ganze Norden mit Wald überwachsen. Die Siedler fällten die Bäume um Weideland zu haben und Kauri-Bäume wurden ganz speziell wegen ihrem begehrtem Holz gefällt, denn es eignet sich sehr gut um Schiffe daraus zu bauen. Doch diese Kauris waren hunderte bis tausende Jahre alt und wachsen nur sehr langsam. Heute steht nur noch etwa 1% des damaligen Kauribestandes. Diese Bäume sind alle geschützt und man darf sie nur noch fällen, wenn sie krank sind.

Wir haben uns den grössten und den zweitgrössten Kauri angeschaut und die 4 Schwestern, 4 Kauris, die ganz nahe beieinander stehen. Es ist eindrücklich, wie aus dichtem Wald, plötzlich so mächtige, dicke Stämme sichtbar werden. Dieser Wald soll auch Vorbild gewesen sein für den Urwald im Film Avatar.

‘Lord of the Forest’, der grösste Kauri-Baum ist 51.5m hoch und hat einen Umfang von 13.8m

‘Four Sisters’


‘Father of the Forest’, der zweitgrösste Kauri-Baum ist 29.4m hoch und hat einen Umfang von 16.4m

Der Campingplatz lag nicht weit vom Kauri-Wald entfernt und war wieder ganz nach unserem Geschmack. Wenige Leute, viel Wiese für Alice und ein Spielplatz mit vier Trampolinen, Kinderschaukeln und einem Sandkasten. Alice war noch gar nie in einem Sandkasten und hat heute fast nur darin gespielt.

Alice im Sandkasten

Der Nachteil des Campingplatz wurde uns morgens um etwa 5h klar. Auf der unbefestigten Strasse direkt neben dem Campingplatz donnerten ab dann mit Baumstämmen beladene Lastwagen vorbei. Immer wenn ich wieder einschlafen wollte, kam der nächste. Holzaubbau wird in Neuseeland radikaler betrieben als bei uns. Es werden ganze Hänge voll Wald auf einmal abgeholzt, zurück bleiben nur die Stümpfe und die feinen Äste. Ich habe mich an den Anblick dieser nackten Hänge nicht gewöhnen können. Diese Gebiete werden wieder aufgeforstet und in regelmässigem Abstand werden neue Bäume gepflanzt. Nach ein paar Jahren sieht es nicht mehr ganz so schlimm aus. Aber auch den Anblick eines “Waldes”, der aus gleich grossen, gleich alten Bäumen der gleichen Sorte ist, finde ich befremdlich.

Wir sind heute über 3 Stunden die Westküste runter gefahren, wobei die Strasse ein Stück im Landesinneren verläuft. Von der Küste haben wir also nicht viel gesehen. Wir haben im liebevoll gestalteten Kauri-Museum halt gemacht. Unser einziger Museums-Ausflug mit Alice! Wir wollten, dass sie sich zwischen der langen Fahrt etwas bewegen kann und haben darum weder den Buggy noch die Kraxe mitgenommen. Zum Glück war sie mehr an den vielen Treppenstufen als den Ausstellungsstücken interessiert.

Alter Kauri

Das Museum zeigt die Geschichte des Kauri-Abbaus, mit welchen Werkzeugen die ersten Siedler gearbeitet haben und wie einfach das Leben damals war. Eindrücklich ist auch die Sammlung von Kauri-Gum, das ähnlich wie Bernstein ist. Nicht ganz so hart und wertvoll, aber der Handel mit Kauri-Gum war trotzdem ein wichtiger Nebenverdienst für die damaligen Farmer.

Kauri-Gum

Wir sind nun auf unserem letzten Campingplatz vor Auckland, in Muriwai. Es gibt noch einmal einen schönen Strand, der aber wegen der hohen Wellen nur zum Surfen einlädt, nicht aber zum Schwimmen. Direkt am Strand lebt in den Klippen eine Basstölpel-Kolonie mit ca 1000 Pärchen.

Basstölpel-Kolonie

Sonnenuntergang an der Bucht von Muriwai

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